Beitrag zum Jahresmotto 2024 "nachHALTig"
Ziel 5 - Geschlechtergleichheit
Die Bundesrepublik Deutschland hat sich im Rahmen verschiedener internationaler Abkommen dazu verpflichtet, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern und vor allem Frauen* und Mädchen* bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen. Um aufzuzeigen, wie bedeutsam die Erreichung dieses SGD-Ziels „Geschlechtergleichheit“ samt seiner Unterziele ist, haben wir an dieser Stelle ein paar Tatsachen als „Dimensionen der Ungleichheit“ zusammengetragen, wie Sie in der Literatur auch immer wieder angeführt werden:
Bildung und Berufswahl
Mädchen sind statistisch gesehen zunächst in der Schule erfolgreicher als Jungen. Dieser Bildungsvorsprung lässt sich jedoch im Berufsleben nicht mehr beobachten, denn nach dem Studium streben sie seltener eine höhere akademische Laufbahn (Promotion/Habilitation) an. Auch in wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder politischen Führungspositionen oder in mathematischen, Informatik-, naturwissenschaftlichen und technischen (MINT-) Berufen ist der Anteil an Frauen* sehr gering, entscheiden sie sich doch nach wie vor überwiegend für Berufe, die schlechter bezahlt werden (z. B. Pflege, soziale Dienstleistungen).
Erwerbsleben und Einkommen
Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf das Einkommen von Frauen. Der Ausdruck Gender Pay Gap verweist auf das Phänomen, dass Frauen trotz guter Voraussetzungen letztlich im Durchschnitt weniger verdienen als Männer. Erschwerend kommt hinzu, dass sie wesentlich seltener in Vollzeit arbeiten, dafür aber häufiger (unbezahlter) Care-Arbeit nachgehen. Insbesondere die Erwerbsunterbrechungen durch Schwangerschaft und Erziehungszeiten, aber auch durch die Pflege von Angehörigen führt zur sogenannten Gender Pension Gap, also dem Umstand, dass Frauen auch geringere Rentenansprüche haben und hierdurch eher von Altersarmut betroffen sind.
Gesundheit
Die berufliche Position und das Einkommen wiederum haben Einfluss auf die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen und damit auf die Gesundheit eines Menschen. Erschwerend kommt für Frauen hinzu, dass viele Krankheiten bei Männern besser erforscht sind bzw. die medizinische Ausbildung unter männlicher Perspektive erfolgt.
Lebenswelt
Stereotype Geschlechterrollen finden sich auch im 21. Jahrhundert noch zuhauf in der Alltagskommunikation und im alltäglichen Verhalten. Daneben werden diese klischeehaften Vorstellungen von „typisch Frau“ oder „typisch Mann“ in und durch Medien und vor allem in der Werbung reproduziert. Zusätzlich bezahlen Frauen* und Mädchen* zum Teil erheblich mehr Geld für die speziell auf „sie“ zugeschnittenen Konsumgüter oder Dienstleistungen. Gleichzeitig dient der weibliche Körper erschreckend oft einer „Sex sells“-Vermarktungsstrategie, wie ein Blick auf die Seite Pink Stinks beweist.
Dies führt zu einer weiteren , nicht minder schwerwiegenden Ungleichheit: Das Risiko, verbaler, nonverbaler oder körperlicher bzw. sexualisierter Gewalt ausgesetzt zu sein, ist für Frauen statistisch gesehen sehr viel höher als für Männer, was sich wiederum auf das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum auswirkt und zeigt: Männer und Frauen leben in dieser Hinsicht in sehr unterschiedlichen Welten.
Kritik
Das SGD 5 sieht unter anderem vor, der Ungleichbehandlung und Benachteiligung von Frauen entgegenzuwirken. Welche konkreten Schritte hierzu vorgesehen sind, gibt das Ziel allerdings nicht vor, sodass in diesem Zusammenhang nicht selten von „Lippenbekenntnissen“ oder gar „Utopie“ zu lesen ist. Außerdem muss auch Kritik an der Zielstellung selbst geübt werden, da sie sich leider ausschließlich auf Männer und Frauen bezieht, während Inter*- und nicht-binäre Personen keine explizite Erwähnung finden.
Unser Beitrag
Wir, die Mitarbeiter*innen des Kinderschutzbundes Leipzig haben uns im Rahmen unseres Schutzkonzepts auf einen Verhaltenskodex verständigt. In diesem verpflichten wir uns, „Vielfalt [generell] mit Wertschätzung“ und Kindern/Jugendlichen sowie Erziehungsberechtigten oder auch Kolleg*innen „unabhängig von ihrer ethnischen, nationalen oder sozialen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, Religion oder Behinderung“ mit Respekt zu begegnen bzw. „gegen diskriminierendes (verbales oder nonverbales) Verhalten durch Dritte“ aktiv Stellung zu beziehen. Besonders in unseren Angeboten gilt hier der Grundsatz „Störungen haben Vorrang.“
Wir sehen es als unserer Aufgabe, generell geschlechterreflektiert zu arbeiten. Hierzu gehört beispielsweise auch das Verwenden einer gendergerechten Sprache, vor allem in der schriftlichen, aber auch mündlichen Kommunikation und bei der Auswahl von Bildern in unserer Öffentlichkeits- oder pädagogischen Arbeit. Ebenso halten wir es für unsere Pflicht, uns zu diesem Thema fortzubilden, aber auch unser eigenes pädagogisches Handeln, unsere Methoden, Medien und Materialien (vor allem Bücher) regelmäßig kritisch zu überprüfen.
Zusätzlich bieten beispielsweise das Schülermultiplikator*innenprojekts FREE YOUR MIND oder die ESF-Maßnahme „Kiez wandeln“ spezielle Mädchen*camps an. Ziel solcher geschlechtsbezogener Angebote ist es, das Selbstwertgefühl der Teilnehmerinnen zu stärken und damit einen weiteren kleinen Beitrag zur Geschlechtergleichheit zu leisten.
Quellen:
https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-5