Beitrag zum Jahresmotto 2024 "nachHALTig"
Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Die Vereinten Nationen haben sich zum Ziel gesetzt, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu gestalten.
Das sind große Worte! Was kann man im Kleinen tun, um diesem Ziel näher zu kommen? Mehr als jeder zweite Mensch auf der Welt lebt heute in einer Stadt, im Jahr 2050 werden es nach UN-Prognosen rund drei Viertel der Weltbevölkerung sein. Größe, Beschaffenheit und Gestaltung von Städten und damit auch die Lebensweise in ihnen sind sehr unterschiedlich.
Die Zukunft der Menschheit wird sich in den Städten entscheiden, nicht nur wegen der großen Zahl von Menschen, die (heute und in Zukunft) in Städten leben, sondern auch wegen der Erkenntnis, dass scheinbar urbane Phänomene mit globalen (und umgekehrt) eng verbunden sind. Deutlich wird dies z.B. schon beim Thema Wohnen in Großstädten: „Wer verstehen will, warum das Wohnen in den meisten deutschen Groß- und Universitätsstädten seit einigen Jahren immer teurer wird, kommt an nationalen Politiken und globalen Märkten nicht vorbei.“ (Belina, Naumann, Srüver, S.9). Stadtplanung und Stadtpolitik haben mit kulturellen Prägungen, Mentalitäten, nationalen Politiken, globalen Ökonomien und vielem mehr zu tun und scheinen deshalb auch ziemlich kompliziert zu sein.
Und doch, oder vielleicht gerade deshalb:
Was können wir im Kleinen tun, um eine Stadt so zu gestalten, dass sie auch für nachfolgende Generationen eine lebenswerte Umwelt darstellt?
Einen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu leisten, bedeutet für uns als Kinderschutzbund Leipzig e.V. in erster Linie, junge Menschen und ihre Familien in dieser Stadt an diesem Thema zu beteiligen und sie zu ermutigen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen - nachhaltige Stadtentwicklung von unten: "bottom up". Je nach Projekt und Arbeitsfeld geschieht dies auf allen drei Ebenen der Nachhaltigkeit: sozial, ökologisch und ökonomisch. Wir unterstützen zum Beispiel Familien bei der Organisation ihres Alltags und in schwierigen Lebenssituationen oder Jugendliche auf ihrem Bildungsweg, wir stärken die Lebenskompetenzen junger Menschen und beraten sie in Notlagen. Wir prangern Missstände in Bezug auf ihre Rechte und ihre Familien öffentlich an und setzen uns für die aktive Umsetzung der Kinderrechte ein. All dies ist ein Beitrag zu einer nachhaltigen, inklusiven und resilienten Zivilgesellschaft in dieser Stadt. Einen ganz "klassischen", direkten Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten wir, indem wir in mehreren Kooperationsprojekten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen und städtischen Ämtern Spielplätze, öffentliche Plätze und Verkehrsplanungen überprüfen und dabei die Perspektive junger Menschen einbeziehen.
Wohin wollen wir?
Für eine lebenswerte Zukunft in dieser Stadt gilt für uns die viel zitierte Aussage des ehemaligen Bürgermeisters von Bogotá: "Eine kinderfreundliche Stadt ist eine gute Stadt für alle" (Enrique Penalosa). Die stadtgeographische Aktionsraumforschung hat verschiedene Dimensionen herausgearbeitet, anhand derer sich die Qualität eines Raumes für Kinder (und damit letztlich für alle Menschen) messen lässt: die Zugänglichkeit für alle, die Gefahrlosigkeit für alle, die Gestaltbarkeit (sowohl räumlich als auch sozial) und die Möglichkeit zur Interaktion. Schaut man sich in diesem Sinne die einzelnen Stadtteile Leipzigs an, stellt man fest: Es gibt tolle Ecken, aber es gibt auch noch viel zu tun.
Die Stadt Leipzig arbeitet derzeit an einer Kinderrechte-Charta und aktualisiert ihr Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung. Eine große Chance, einen Schritt in Richtung einer wirklich nachhaltigen, kindgerechten und inklusiven Stadtentwicklung zu gehen! Der Kinderschutzbund Leipzig e.V. begleitet den Prozess aufmerksam und setzt sich für eine ernsthafte Erarbeitung ein.
Quellen:
https://17ziele.de/ziele/11.html
https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-11
https://www.bmz.de/resource/blob/85828/01b-sdg-11-unterziele.pdf