
Miteinander statt nebeneinander.
Unser Jahresmotto für das Jahr 2025 lautet "Miteinander statt Nebeneinander" und soll uns in diesem Jahr durch unsere gesamte Arbeit begleiten. Das Motto versteht sich als Wegweiser für eine Arbeit,
...die verbindet statt trennt.
...die Brücken baut statt Steine zu verlegen.
...die hinschaut statt wegzuschauen.
...die im Miteinander wächst, statt im Nebeneinander zu verharren.
...die Vielfalt als Chance und nicht als Nachteil begreift.
...die einbezieht statt ausgrenzt.
Wir als Kinderschutzbund Leipzig e.V. wollen uns mit diesem Jahresmotto kritisch mit unserer eigenen Arbeit auseinandersetzen. Wir wollen schauen, wo halten wir zusammen, wo trennen wir? Wie leben wir Inklusion und Vielfalt in unserem Träger, in unseren Teams und in der Arbeit mit unseren Zielgruppen? Was brauchen wir und was haben wir schon? Welche Denkanstöße ergeben sich daraus und was können wir als Träger in die Öffentlichkeit tragen?
Wir wollen zu ausgewählten Zeitpunkten die Themen, die sich aus unserer Arbeit ergeben, hier veröffentlichen. Dies kann als eine Art Blog gesehen werden, der Einblicke in unsere Arbeit gibt und diese vor allem im Bereich der Inklusion von mehreren Seiten beleuchtet. Dieses Jahresmotto ist sowohl Wegbereiter als auch Zeitzeuge für die stetige interne Weiterentwicklung unseres Ortsverbandes und sollte dementsprechend auch so gelesen werden.
Zukünftige Jahresmotto-Beiträge werden an dieser Stelle veröffentlicht.
Was bedeutet eigentlich Inklusion?
Beitrag vom 19.05.2025
Autor*in: Julia Trinks genannt Beck, Familienzentrum Stötteritz, DKSB Leipzig e.V.
Seit einigen Jahren gewinnt das Thema Inklusion an Bedeutung. Überall wo gesellschaftliche Teilhabe eine Rolle spielt, wird dieses Thema diskutiert. In politischen Gremien, Bildungseinrichtungen, sozialen Medien oder auch in der Arbeitswelt. Oft wird der Begriff „Inklusion“ mit der Bezeichnung „Integration“ gleichgesetzt und synonym verwendet. Jedoch bedeutet „Inklusion“ im Großen und Ganzen, dass die Struktur sich an den Menschen anpasst. „Integration“ hingegen erfordert eine Anpassung an die Struktur. Zwei völlig verschiedene Ansätze.
Inklusion beinhaltet Barrieren abzubauen – in unseren Köpfen und in unserer Umgebung. Man stelle sich eine Welt vor, in der jeder Mensch ganz selbstverständlich dazugehört – ganz gleich welcher Einschränkung, Fähigkeit oder Herkunft. Unterschiede werden als Bereicherung und nicht als Hindernisse wahrgenommen. Kreative Lösungen und neue Perspektiven schaffen hierbei ein lebendiges Miteinander, dass offen für alle ist.
Ziel ist, dass sich eine Gemeinschaft entfaltet, in der jeder Mensch seinen Platz findet.
Wie kann dies zum Beispiel in der pädagogischen Praxis umgesetzt werden? In Kitas würde es Gruppen für alle Kinder geben – also mit und ohne Behinderung. Sie spielen und lernen gemeinsam, erhalten zum Beispiel bei Hörbeeinträchtigung visuelle Unterstützung durch Gebärden oder Bildkarten. Es gibt Bücher mit Brailleschrift für Kinder mit Sehbeeinträchtigungen oder leicht greifbare Malstifte für Kinder mit motorischen Einschränkungen. Erzieher*innen fördern die sozialen Kompetenzen mit inklusiver Haltung und thematisieren Unterschiede als Gewinn.
In Schulen könnten für Kinder mit Sehbehinderung Tablets mit Vergrößerungsfunktion eingesetzt werden. Inklusionsassistent*innen würden Lehrer*innen im Unterricht unterstützen. Neben schriftlichen Leistungen könnten Kinder auch mündliche oder praktische Alternativen nutzen, um ihre Stärken zu zeigen.
Die Beispiele zeigen, dass Inklusion mehr ist als breite Türen, Aufzüge und Rampen. Es geht um eine Haltung, die es ermöglicht auf allen gesellschaftlichen Ebenen Vielfalt mitzudenken und die Bereitschaft: Räume, technisches Equipment und Methoden für unterschiedliche Bedürfnisse zu öffnen. Inklusion ist nicht nur eine bauliche Barrierefreiheit, sondern auch eine soziale, kommunikative und digitale Zugänglichkeit.
Erste Schritte könnten sein, die Wegbeschreibung in seinen Veranstaltungsangeboten zu prüfen. Sind öffentliche Verkehrsmittel beschrieben? Oder die Möglichkeit nah an der Einrichtung zu parken und wie wird der Zugang zum Objekt sein? Wer ist vielleicht Ansprechpartner*in? Oder sind die Flyer in einfacher Sprache formuliert, übersichtlich und mit lesbarer Schriftart? Werden Piktogramme verwendet? Müssen bei Fachtagungen Stehtische vorhanden sein (was für Rollstuhlfahrer*innen ausgrenzend erscheint) oder sind die Lichtschalter und Türöffner sichtbar markiert, zum Beispiel mit neonfarbenen Kreppband?
Wichtig ist, dass man beginnt. Ganz gleich wie und egal wo. In Dienstberatungen, Räumen oder bei Materialien. Fühlt sich jede*r willkommen und wertgeschätzt? Erhält jede*r die gleichen Chancen trotz unterschiedlicher Bedürfnisse?
Eine sehr große Aufgabe – vor allen Dingen für die pädagogische Praxis.
Aber es lohnt sich. Für alle.